Nur ein paar Kilometer Luftlinie von Sardiniens Provinzhauptstadt Oristano entfernt liegt die Sinis-Halbinsel. Die 19 Kilometer lange, fünf bis acht Kilometer breite und an ihrem höchsten Punkt 90 Meter hohe Peninsula ist ein noch recht unberührtes Naturparadies aus Quarzstränden und Lagunenseen.

Westlich von Oristano zwischen dem Capo San Marco und dem Capo Mannu erstreckt sich ein wichtiges Ökosystem, die Area Marina Protetta Penisola del Sinis, eine Landschaft aus Reiskorn-Stränden, Klippen, Salinen und Lagunen. Es ist vor vielen Millionen Jahren durch Erosion entstanden und seit 1997 Schutzgebiet. Die beachtliche Anzahl an flachen, fischreichen Tümpeln ist ein Eldorado für Wasservögel jeglicher Couleur. Im Frühling und Herbst treffen Urlauber hier nicht nur rosafarbene Flamingos, schmatzende Fischreiher und staksende Stelzenläufer an, sondern auch Seidenreiher, Zwergdommeln, Braunsichler und Kormorane. Das brackige Dorado der Vögel ist zugleich natürlicher Lebensraum unzähliger Meeräschen. Eine begehrte Delikatesse aus Cabras ist der Rogen dieser eleganten stromlinienförmigen, silbrig glänzenden Fische, besser bekannt unter seinem sardischen Namen Butàriga oder Botàriga. Er wird seit hunderten Jahren mit kaum veränderten Methoden verarbeitet und gern Nudelgerichten zugegeben. Im Sommer ist der Weg durch das sensible Ökosystem aus Brackwasser und Salzfeldern allerdings kaum zu empfehlen. Da brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel und es sind längst nicht so viele Vögel zu sehen. Besser ertragen lässt sich die Hitze dann am Strand.

Sinis-Halbinsel: Der Reiskorn-Strand Is Arutas

Sardiniens Strände sind überall gleich – könnte man meinen. Guckt man auf der Sinis-Halbinsel allerdings genauer hin, unterscheiden sich diese Sandbänder im Vergleich zu anderen. Das liegt am Sand. Wind und Wellen haben in Millionen Jahren klitzekleine Quarzsandkörner an die weiche Sinis-Küste angespült und hier einen der bekanntesten Strände Sardiniens geformt: Is Arutas, dessen reiskorngroße Sandkörner rosa, hellgrün und schneeweiß in der Sonne glitzern. Weiter südlich und nördlich erstrecken sich noch andere schöne Buchten. Im Sommer sind vor allem die Strände von Putzu Idu, Su Pallosu, Sa Mesa Longa, Maimoni, Mari Ermi, San Giovanni di Sinis und Capo San Marco bei Familien und Sonnenanbetern sehr beliebt. Wie eine Speerspitze ragt das windzerzauste Kap im Süden der Halbinsel rund 2000 Meter ins Meer. In ihrer Mitte befinden sich die Überreste einer antiken Stadt aus dem 8. Jh. v. Chr.

Tharros: Im Rausch der Ruinen

In den 1840- er und 1850-er Jahren hatten Forscher erstmals bei Grabungen am Capo San Marco die Überreste einer imposanten altertümlichen Metropole freigelegt. Die Ausgrabungsstätte von Tharros unterhalb der Torre di San Giovanni ist rund 2800 Jahre alt. Die Phönizier hatten die antike Stätte im 8. Jh. V. Chr. kosmopolitisch und planvoll als Handelsstadt angelegt. In ihrer zweiten Phase wurde sie von den Karthagern überbaut, später von den Römern. Aufgegeben wurde Tharros wahrscheinlich um das Jahr 1070. Die Jahrzehnte andauernden Arbeiten an der Ausgrabungsstätte legten ein kleines Kanalisationssystem, Überreste von Tempeln, Häusern und Läden sowie eine römische Nekropolis und ein Castellum Aquae (Aquädukt) frei.

Info

Mehr Informationen zum Schutzgebiet sowie zur einstiegen Phönizier-Stadt Tharros gibt es unter www.areamarinasinis.it und www.tharros.sardegna.it.