Das Land, wo die Mandelblüten blühen und der Cannonau gedeiht – für Claudio und Ramona liegt es an der Südküste von Sardinien. In ihrem Permakultur-Garten östlich von Cagliari haben die beiden Ü-50-Jährigen eine Kulturlandschaft gestaltet, die vielseitig nutzbar und ertragreich ist und Menschen, Tieren sowie Pflanzen wertvollen Lebensraum bietet.
Der Permakultur-Garten: Gemeinsam mit der Natur, nicht gegen sie
Wild, verwunschen, naturbelassen – irgendwie unberührt: Ramonas und Claudios Ökogarten, etwa eine halbe Autostunde von der Inselhauptstadt Cagliari entfernt, wurde nach dem Prinzip der „Permakultur“ konzipiert. Der Begriff leitet sich von „permanent agriculture“ (dt. dauerhafte Landwirtschaft) ab. Ziel ist es, sich natürliche Kreisläufe und Ökosysteme zum Vorbild zu nehmen, um für Mensch und Natur eine dauerhafte Lebensgrundlage zu sichern.
Knapp 55 Hektar, die sie ohne Gift und künstlichen Dünger bestellen, nennen die beiden Hobby-Bauern inzwischen ihr Eigen. Hier wachsen Zitruspflanzen, Weinreben, Mandel– und Olivenbäume. Dazwischen tummeln sich Mastixsträucher, Zystrosen, Affodill, Disteln, Myrte, wilder Fenchel und andere Gewürzkräuter. Bienen summen, Vögel zwitschern, Käfer wagen sich aus ihren Verstecken hervor. In der Ferne glitzert das azublaue Meer.
„Das Geheimnis des wilden Pflanzenwuchses liege in der Mischkultur“, erklärt Ramona, die Interessenten inzwischen fast jedes Wochenende zur Wildpflanzenkunde, Kräuterwanderung und Betriebsführung empfängt. „Am besten wimmelt es im Permakultur-Garten nur so vor Pflanzen und Tieren – je vielfältiger die Lebensformen, desto stabiler sei das Ökosystem“, erläutert sie. Die Selbsregulierung der Natur hat zudem einen positiven Effekt: Sie spart Arbeit und Kosten. „Doch man braucht Beobachtungsgabe, muss Entscheidungen treffen und Interaktionen gestalten“, lacht Claudio.
Interessenten können neben Naturerlebnissen, Entdeckungsreisen und Kräuterwanderungen auch Parzellen, Obstgärten sowie Pflanzen adoptieren und „achtsames“ Gärtnern erleben. Wer einen Olivenbaum adoptiert, bekommt Oliven oder wertvolles Olivenöl geliefert. Wer möchte, kann aber auch nur saisonales Obst und Gemüse in Bioqualität kaufen. „In Our Garden“ ist auch eine Herberge, in der man im Landhäuschen oder im Zelt ökologisch vertretbar urlauben kann.
Für die „In Our Garden“-Fangemeinde hat die Teilnahme an den Kräuterwanderungen und der Kräuterküche den Alltag verändert. Viele haben sich beispielsweise von der „blumigen Küche“ inspirieren lassen. Wenn man mal Gäste hat, gibt es Pferdeeppich im Teigmantel, mit wildem Fenchel verfeinerten heißen Minestrone oder mit Leimkraut gefüllte Buletten. Salate werden mit orangefarbiger Kapuzinerkresse, weiß-gelben Gänseblümchen und jeder Menge Rosenblätter garniert. Für einen Teller Spaghetti eignen sich gelbe Kürbisblüten.
Wer neue Wege gehen und ein bisschen Permakultur in sein Leben und auf seinen Teller bringen möchte, findet hier Informationen, Angebote und Termine rund um den Permakultur-Garten „In Our Garden“.