Zwischen Hügeln, Obstplantagen, Lagunen und Stränden können Urlauber im Ostermonat in Muravera sardische Folklore erleben und ihre Vitamin-C-Reserven auffüllen.

Anfang April zelebriert Muravera an der Südostküste von Sardinien mit körbeweise Zitrusfrüchten eine süß-saure Tradition: die Sagra degli Agrumi. Dann marschieren hunderte meist in sardischer Tracht gekleidete Menschen über die Via Roma Richtung Ortsausgang. Einige haben Launeddas und Akkordeons dabei und musizieren darauf. Die farbenfrohen Kopftücher der Frauen flattern im Wind, der vom nahen Tyrrhenischen Meer durch die Gassen des Städtchens an der Südostküste von Sardinien weht. Vor ihnen traben kleine Reitergruppen. Und von den Umzugswagen, mit denen die Folkloregruppen durch die Straßen ziehen, fliegen zig exquisit, saftige Apfelsinen.

Das orangene Gold der Südostküste

Das in einem fruchtbaren Flusstal -zwischen Hügeln und Lagunen – gelegene Muravera ist vor allem wegen seiner ertragreichen Orangenplantagen bekannt. Knapp eine Autostunde nordöstlich der Inselhauptstadt Cagliari hängen die prallen Zitrusfrüchte an kräftig grünen Obstbäumen. Viele Bauern aus den Bergregionen haben sich auf der Flucht vor der Armut in den 1960er Jahren im fruchtbaren Sarrabus-Gebiet angesiedelt. Heute reifen auf den ertragreichen Böden deshalb massenweise Washington Navel- und Tarocco-Orangen sowie Clementinen und Mandarinen. Der Anbau gilt als äußerst profitabel, doch lange Trockenperioden, Starkregen und höhere Durchschnittstemperaturen, kurz gesagt, die Unbeständigkeit des Wetters ist eine neue Herausforderung, die den Obstbauern auf Sardinien zusetzt.

Grauer Sand, pinkfarbene Vögel

Nur wenige Autominuten südöstlich begeistert Muravera mit endlos langen Sandstränden. Die Sandbänder San Giovanni, Perdigonis, Torre Salinas und Colstrai sind selbst zu Saison nicht heillos überfüllt. Im Hintergrund der Spiaggia di Torre Salinas und der Spiaggia di Colostrai piept und zwitschert es auf dem Wasser. Im Herbst tummeln sich in Muraveras Lagunen Vögel jeglicher Couleur, um an der sardischen Südostküste zu überwintern oder Rast auf dem Weg nach Afrika einzulegen. Wer an der Vogelbeobachtung interessiert ist, kann hier mit etwas Glück majestätische Flamingos und Stelzenläufer sowie schmatzende Blässhühner, Teichhühner und Stockenten beobachten. Als Küstenregion war Muravera auch immer angreifbar von feindlichen Piraten. Das zeigen die Ruinen der beiden jahrhundertealten Wehrtürme Torre Salinas und Torre dei Dieci Cavalli. Besonders ungewöhnlich ist die Form des Letztgenannten: Auf einem fünf Meter hohen Tor thront ein sieben Meter hoher, konischer Wachturm, von dem man beste Sicht auf die gesamte Bucht hatte. Der ausgefallene Name „Turm der zehn Pferde“ führt darauf zurück, dass die Warte aus dem 16. Jahrhundert nicht nur mit zwei Wachmännern, sondern zusätzlich mit zehn Reitern besetzt war, die die Menschen in den umliegenden Dörfern im Gefahrenfall warnen sollten.

Die Termine und das Programm der Sagra degli Agrumi gibt es unter: www.sagradegliagrumi.it.